PD Dr. Wolfgang Kienzler
Motto: Können wir nicht weiter urteilen; so ist es besser, wir schweigen (Immanuel Kant).
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Montag 17:00 bis 18:00 Uhr (Um vorherige Anmeldung wird gebeten.)
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Zur Person
1959 in Konstanz geboren
1980–1986 Studium der Philosophie und Geschichte in Konstanz und an der Freien Universität Berlin
1995 Promotion in Konstanz
seit 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
2004 Habilitation in Jena
2008–2013 Lehrstuhlvertretungen an der TU Chemnitz und der FSU Jena
2013–2016 DFG-Projekt: Kommentar zu Wittgenstein: »Logisch-Philosophische Abhandlung« -
Forschungsschwerpunkte
Frühe analytische Philosophie
Frege, früher, mittlerer und später Wittgenstein sowie Carnap (vgl. dazu die Publikationsliste). In Arbeit befinden sich ein umfassender Kommentar zur Logisch-Philosophischen Abhandlung sowie ein strukturerschließender Kommentar zu Teilen der Philosophischen Untersuchungen (ausgehend von den Gliederungselementen: einfacher und langer Gedankenstrich, Klammern und Absätze).
Bestimmung des Begriffs der Philosophie und Untersuchungen zu ihren Darstellungsmitteln und Methoden
Dazu gehören Themen wie: Terminologie in der Philosophie, Gedankenexperimente als (wenig verstandene) Methode, das Lehrbuch und die Studienausgabe als Darstellungsformen der Philosophie, das Verhältnis der Philosophie zum Register, sowie Arten von Humor und Satire, insbesondere als Mittel, um philosophische Unterschiede möglichst klar und offensichtlich herauszubringen (Humor und Satire bei Leibniz, Frege, Wittgenstein und Heidegger). Es gibt Pläne und Entwürfe für ein Wörter- und Abbildungsbuch zu den Darstellungsformen der Philosophie.
Satztypen der Moderne
Jede Form von Philosophie wird in ihrem systematischen Potential wesentlich dadurch geprägt, welche Arten oder Typen von Sätzen jeweils als grundsätzlich zulässig erachtet werden. Dies ist unabhängig davon, ob diese Festlegungen explizit oder (und dies ist der Regelfall) stillschweigend erfolgen. Diese Entscheidung ist systematisch der Logik (der »Logik der Sprache«) zuzurechnen.
Einige Möglichkeiten seien hier angedeutet: Man kann nur unbezweifelbare Sätze zulassen (Descartes), nur selbstevidente Sätze (Spinoza), nur analytisch wahre, also logische Sätze, und daneben Tatsachensätze als vorläufiges Durchgangsstadium (Leibniz), nur erfahrungsbegründete Sätze (Locke, radikaler: Berkeley), oder genau die zwei Klassen: analytisch-formale und synthetisch-inhaltliche Sätze (Hume), oder zusätzlich zu den von Hume zugelassenen Typen für die Philosophie im engeren Sinne synthetisch-apriorische Sätze (Kant); oder: alle Sätze erweisen sich im kritischen Durchgang schließlich als unvollkommen, widersprüchlich und für sich genommen eigentlich nicht sinnvoll (aber darum noch nicht sinnlos), da sie erst im Gesamtzusammenhang voll verständlich werden können (Hegel), oder man unterscheidet sinnvolle, sinnlose und unsinnige Sätze bzw. satzartige Gebilde (früher Wittgenstein). Oder: Sätze sind als Züge innerhalb von Sprachspielen verständlich zu machen (später Wittgenstein). Vgl. auch die Zusammenfassung (Stand 2012) auf dieser Homepage.
Hume, Kant und die Entstehung der Transzendentalphilosophie
Hume unterzog die logische Form metaphysischer Aussagen einer vernichtenden Kritik und machte damit Metaphysik (und damit Philosophie) unartikulierbar, also nicht einmal mehr ausdrückbar. Dies weckte Kant aus seinem dogmatischen Schlummer (einige Jahre vor 1762). Mit seiner Konzeption synthetischer Sätze a priori gab er, nach sehr langem Nachdenken über diese Problematik, schließlich 1781 eine systematische Antwort auf Hume. Ohne diesen Bezug auf Hume (als Logiker) ist Kants philosophische Entwicklung nicht verständlich zu machen.
Tatsächlich kann man Kants Antwort als unvollkommen ansehen, weil sie den Anschein erweckt, als wolle Kant logisch mögliche Situationen auf theoretischem Wege ausschließen und so der Wirklichkeit vorschreiben, wie sie auszusehen habe. Dies hat dazu geführt, dass seine Konzeption eines synthetischen Apriori weitgehend verworfen wurde. Wittgenstein versucht in seiner Analyse der Kausalität (LPA 6.3ff.) zu zeigen, dass Humes Kritik beantwortet werden kann, wenn man Kants Vorschläge nicht so deutet, dass sie eine bisher unbekannte Art von (Behauptungs-)Sätzen einführen wollen, sondern dass es darum geht, die Formen der von uns akzeptierten Sätze abzugrenzen.
Studien zu einer systematischen Rekonstruktion der Grundtypen von Logik
Disjunktive Logik: Die traditionelle Logik im engeren Sinn kennt nur disjunktive (im Sinne des ausschließenden Entweder-Oder; vgl. Kierkegaard) und hypothetische Verhältnisse. Diese disjunktive Logik erscheint in ihrer vielleicht klarsten Form bei Kant, der sie (in Gestalt der Urteilstafel) seiner kritischen Philosophie zugrunde legt. Das logische Quadrat und der Baum des Porhyrios sind Symbol dieser Logik.
Adjunktive Logik: Von der traditionellen disjunktiven ist die kalkülorientierte Logik seit Leibniz zu unterscheiden, die von Konjunktion und Adjunktion (nicht-ausschließendem Oder) ausgeht und damit sämtliche aussagenlogischen Junktoren gewinnt. Kant erkennt diese Form nicht als Logik im engeren Sinne an, da sie nur Koordination, aber keine Subordination ausdrücken kann. Die eulerschen Kreise, die zwar zur Illustration der disjunktiven Logik erfunden wurden, werden zum paradigmatischen Ausdruck dieser Form von Logik; insbesondere in Gestalt zweier, einander schneidender Kreise. (Ein Problem: Wie deutet man ein Kreuzchen, das in einem der Segmente vorkommt?)
Diese »adjunktive« Logik ist zugleich die erste Form, die als »symbolische« Logik betrieben werden kann. Die adjunktive Logik führt jedoch auf Fragen, zu deren Beantwortung ihr Potential nicht ausreicht: Insbesondere die Darstellung von (positiven wie negativen) Existenzaussagen bleibt aufgrund des Fehlens jeglicher Stufenunterscheidung unbefriedigend. (Dieses Problem hängt eng mit der im Rahmen der traditionellen Logik viel diskutierten »Krise der Logik« im 19. Jahrhundert zusammen.)
Prädikative Logik: Davon ist schließlich die von Frege begründete Form der Logik zu unterscheiden, in der Ausdrücke (und Entitäten) verschiedener Stufen unterschieden und Prädikate eingeführt werden, die auf Gegenstände zutreffen oder nicht zutreffen können: »prädikative« Logik. Diese Form der Logik kann nur in symbolischer Notation angemessen ausgedrückt werden, eulersche Kreise reichen dazu nicht aus.
Die von Frege unabhängige Erfindung einer quantorenähnlichen Notation bei Peirce kann aufgrund der Abwesenheit von Typenunterschieden nicht als gleichwertig anerkannt werden. Dies zeigt sich insbesondere darin, dass Peirce Existenz- und Allquantor einzeln einführen muss und sie nicht aufeinander zurückführen kann. Auch Peano führt beide Quantorenzeichen voneinander unabhängig ein.
Diese drei Formen der Logik sind in ihren systematischen Grundentscheidungen aufeinander zu beziehen und durchsichtig zu machen.
Ein Projekt
Aus den oben angeführten Punkten ergibt sich als umfassendes Projekt die Rekonstruktion der Geschichte der neuzeitlichen und modernen Philosophie aus einer logischen Perspektive, wobei die Logik selbst in ihren voneinander abweichenden Grundformen zu berücksichtigen ist: Die moderne Logik ist nicht einfach als der einzig denkbare Maßstab zugrunde zu legen, sondern als Ergebnis einer Entwicklung, die mit Grundentscheidungen verbunden ist, zu begreifen.
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Publikationen
Beachten Sie auch die vollständige Publikationsliste / See also the complete list of publications with English abstracts
Ausgewählte Publikationen
- Wittgensteins Wende zu seiner Spätphilosophie 1930–1932. Eine historische und systematische Darstellung, Frankfurt am Main 1997 (Suhrkamp), 339 S.
- (Herausgeber mit G. Gabriel:) Frege in Jena. Beiträge zur Spurensicherung, Würzburg 1997 (Königshausen und Neumann [= Kritisches Jahrbuch der Philosophie, Bd. 2]), 161 S.
- (Herausgeber:) Gottlob Frege: Zwei Schriften zur Arithmetik. Function und Begriff/Ueber die Zahlen des Herrn H. Schubert, Hildesheim/Zürich/New York 1999 (Olms).
- Ludwig Wittgensteins Philosophische Untersuchungen, Darmstadt, 2007 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Werkinterpretationen), 159 S.
- Begriff und Gegenstand. Eine historische und systematische Studie zur Entwicklung von Gottlob Freges Denken [Vittorio Klostermann: Philosophische Studien 98], Frankfurt am Main 2009, 402 S.
- (Herausgeber mit S. Schlotter:) Logik und Geschichte. Beiträge aus Jena, TABVLA RASA, Jenaer Zeitschrift für kritisches Denken, 44, 160 S. (auch online unter www.tabvlarasa.deExterner Link).
- [In Vorbereitung: Mitherausgeber, mit A. Carus, M. Friedman und S. Schlotter] The Collected Works of Rudolf Carnap, Vol. 1. Early Writings.
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DFG-Kienzler2013-2016
- Dateityp:
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Kienzler, 250 Jahre Transzendentalphilosophie
Zusammenfassung eines Vortrags, 2012
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Kienzler, Carnap's Conception of Philosophy
Manuskript 2009, erschienen 2012
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Kienzler, Die Sprache der Logisch-philosophischen Abhandlung
Manuskript 2010, gekürzt erschienen 2009
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Kienzler, Heidegger über das Kuinzige
publiziert 2008
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Kienzler, Hume's best book
Manuskript 2011/2015
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Kienzler, Mehr Kuinziges
Manuskript 2009
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Kienzler, Publications (12-2019)
List of publications including abstracts in English
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Kienzler, Publikationen (12-2019)
Vollständige Publikationsliste
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Kienzler, Reading the Tractatus
Manuskript 2012, revidiert erschienen
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Kienzler, Review_ Dale Jacquette, Frege. A Philosophical Biography, CUP 2019
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Kienzler, Satztypen der Moderne
Manuskript 2012/2017
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Kienzler, Skilful philosophers
Manuskript 2015, wird revidiert erscheinen
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Kienzler, Was ist ein Essay_
Hinweise zu Abfassung und Bewertung
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Kienzler, Was ist Philosophie_
Probevorlesung als Privatdozent, publiziert 2005
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Kienzler, Wittgenstein über Sätze und Bilder
publiziert 2015
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DFG-Kienzler2013-2016